Den Weg für bezahlbare Wohnungen frei machen!

Hamburg braucht mehr Wohnungen. Besonders bezahlbare Wohnungen. Der Bedarf ist immens – und er steigt weiter. Darin sind sich alle einig: die Wohnungswirtschaft, die Freie und Hansestadt und die Bürgerinnen und Bürger. Die Genossenschaften sehen sich hier in der Pflicht. Seit Jahrzehnten sorgen sie dafür, dass es in Hamburg ein großes Angebot an bezahlbarem Wohnraum gibt. Doch die Situation verändert sich gravierend, sodass die Wohnungsbaugenossenschaften Alarm schlagen müssen: Wie soll in Zukunft der eigentliche Auftrag, ausreichend preisgünstigen Wohnraum anzubieten, erfüllt werden?

Steigende Baukosten, hohe Anforderungen an den Klimaschutz, Fachkräftemangel, Lieferengpässe bei Material und Technik. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Situation seit Mitte 2022 zusätzlich verschärft. Wie kann es in dieser Situation gelingen, die einheimische Bevölkerung, die hier Zuflucht suchenden Menschen und die dringend benötigten Fachkräfte mit ausreichend Wohnraum zu versorgen – und gleichzeitig unser Klima zu schützen? Das kann nur gemeinsam gelingen, die Verantwortung liegt bei uns allen.

Die Stadt muss den Weg für bezahlbare Wohnungen frei machen! Wir wollen und können nicht in Konkurrenz zu profitorientierten Investoren treten.

Will die Stadt Hamburg weiterhin von der Verlässlichkeit der Genossenschaften profitieren? Immerhin beträgt der Anteil der Genossenschaftswohnungen in der Hansestadt knapp 20 %. Um die Situation zu meistern, müssen die Hürden gemeinsam genommen werden. Es muss also ein Interessenausgleich geschaffen werden. Neubauprojekte von Genossenschaften können und dürfen nicht schon an fehlenden und unbezahlbaren Grundstücken scheitern. Während institutionelle Investoren hohe Preise zahlen können, kann die HBH im Wettbewerb mit Großinvestoren solche Preise nicht zahlen. Schließlich müssen wir die Kosten für unsere Mitglieder im Auge behalten. Vergabekriterien und -verfahren müssen daher unbedingt überdacht werden.

Klimaschutz verstärken, aber dabei die Mitglieder nicht aus den Augen verlieren

Die Umsetzung der Energiewende wird für die Wohnungspolitik im Bundesgebiet und in Hamburg ein ambitioniertes Unterfangen. Natürlich sind wir uns bei der HBH bewusst, dass der Schritt weg von der fossilen Energieerzeugung gemacht werden muss. Um das Klima zu retten – und nicht zuletzt wegen der immensen Energiekosten. Deshalb haben Modernisierungen für eine nachhaltigere Gebäudebewirtschaftung bei uns hohe Priorität. Aber die Mieterinnen und Mieter dürfen dabei finanziell nicht überfordert werden! Doch wie soll das bei den hohen technischen Anforderungen gelingen? Es fehlen sowohl die notwendigen Handwerker als auch die einzubauenden Geräte mit monatelangen Lieferzeiten. Zinsen und Baukosten werden voraussichtlich weiter steigen. Bei einigen Produkten ist aufgrund von Engpässen und Lieferkettenproblemen mit weiteren Preissprüngen zu rechnen. Hohe Kosten und extreme Verzögerungen sind die Folge. Sollten hier die Prioritäten neu gedacht werden?

Wussten Sie,

dass Wohnungsbaugenossenschaften den Mietanstieg in unserer Stadt dämpfen?

2021 lag die durchschnittliche Miete in Hamburg laut Hamburger Mietenspiegel bei 9,29 Euro/m² Wohnfläche, die Angebotsmiete im dritten Quartal 2022 sogar bei 12,09 Euro/m² Wohnfläche. Mieten, die nicht erhöht wurden, werden nicht einbezogen. Da Veränderung meist Erhöhung bedeutet, werden durch die regelmäßige Neufestsetzung der ortsüblichen Vergleichsmieten die Mietpreiserhöhungen festgeschrieben und zum Standard für alle Mieten erhoben. Aufgrund der genossenschaftlichen Mietenpolitik – mit dem Gedanken der Kostendeckung und nicht der Gewinnmaximierung – wirken sich die Mieten der Genossenschaft auf dem Markt mietpreisdämpfend aus.

Jetzt langfristige Lösungen finden

Wir brauchen vor allem preiswerten Wohnraum und barrierefreie Wohnungen. Bereits heute sind fast 350.000 Hamburgerinnen und Hamburger über 65 Jahre alt. Mit den geburtenstarken Jahrgängen wird diese Zahl weiter steigen. Jetzt muss vorausschauend Wohnraum geschaffen werden. Wir brauchen eine Atempause bei den Anforderungen an den Wohnungsbau, um angemessen handeln und mehr bauen zu können!

Das Erbbaurecht: eine gute Idee – aber mit Tücken für die Wohnungsbaugenossenschaften.

Wenn sich der Erbbauzins weiterhin am hohen Hamburger Bodenrichtwert orientiert, wird die Vereinbarung für diejenigen, die die Wohnungen am Ende bauen sollen – wie die Genossenschaften – schwer umsetzbar und unrentabel. Hier sind neue Denkansätze gefragt – um die Genossenschaften dazu zu bewegen, diese Investitionsvariante anzunehmen.

Was das Erbbaurecht für die Genossenschaft bedeutet, macht das Rechenbeispiel rechts deutlich.

Die Stadt muss an die Genossenschaft denken

Der Wohnungsbau braucht schnelle erste Hilfe. Dazu müssen Bauordnungen und gesetzliche Regelungen harmonisiert werden.

Flexibler, einfacher und vor allem schneller – das sollte im Vordergrund stehen. Es hilft schon, die Kommunikation zwischen den Behörden zu verbessern, um die Verfahrenszeiten für Bauanträge zu verkürzen. Neubauprojekte der Genossenschaften dürfen nicht an Fristen scheitern.

Die HBH braucht die Stadt Hamburg – und die Stadt braucht unsere Genossenschaft auf dem Wohnungsmarkt! Um jetzt schnell reagieren zu können, müssen die Baugenossenschaften in das Handeln der Behörden eingebunden und Synergien geschaffen werden!

Was konkret zu tun ist:

  • Vergabeverfahren für Grundstücke überdenken
  • Technische Anforderungen priorisieren
  • Zusätzliche Förderungen und günstige Konditionen anbieten, um die Kostenentwicklung abzufedern
  • Kommunikation zwischen Behörden verbessern – Verfahrenszeiten verkürzen
  • Sozialer und barrierefreier Wohnungsbau im Fokus

Wussten Sie,

dass Wohnungsbaugenossenschaften in Hamburg knapp ein Fünftel der insgesamt über 700.000 Wohnungen in Hamburg stellen?

Das sind etwa 135.000 Wohnungen, die zu durchschnittlichen Mietpreisen unterhalb des Mietenspiegels angeboten werden und 230.000 Menschen ein sicheres Zuhause geben. Rund ein Viertel aller Genossenschaftswohnungen wird öffentlich gefördert.