Lagebericht

In herausfordernden Zeiten bieten wir unseren Mitgliedern einen stabilen Rückzugsort zu angemessenen Preisen – deshalb können wir uns aufeinander verlassen. Unser Blick auf das Jahr 2022:

1. Grundlagen und Geschäftsverlauf

Der Geschäftsbetrieb der Hanseatischen Baugenossenschaft Hamburg eG erstreckt sich auf die Freie und Hansestadt Hamburg und kann satzungsgemäß auf die angrenzenden Bundesländer ausgedehnt werden. Seit ihrer Gründung am 02.04.1949 befasst sie sich mit dem Bau und der Verwaltung von Gebäuden in allen Rechts- und Nutzungsformen sowie weiteren baulichen Anlagen wie Garagen oder Stellplätzen, die den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden.

Zum Bilanzstichtag 31.12.2022 umfasste der Bestand 6.999 Wohnungen mit 452.058 m² Wohnfläche, 16 Gewerbeeinheiten, 2.511 Stellplätze in Tiefgaragen und Einzelgaragen sowie 891
offene Stellplätze mit einer Gesamtnutzfläche von 45.156 m². Durch die Bezugsfertigkeit eines Neubaus und die Zusammenlegung von Wohnungen im Rahmen der Quartiersentwicklung im Bereich Bürgerweide/Hinrichsenstraße wurde im Geschäftsjahr ein Bestandszuwachs von 51 Wohnungen verzeichnet. Dies entspricht 3.938 m2 zusätzlicher Wohnfläche. Darüber hinaus wurden im Quartier 20 zusätzliche Tiefgaragenstellplätze geschaffen, wodurch sich die Nutzfläche um 1.321 m² erhöht.

Nach den Herausforderungen der letzten Jahre durch die Covid-19-Pandemie stellte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 auch die Genossenschaft vor neue Herausforderungen. In der Folge stiegen die Energie- und Kapitalkosten, Lieferketten wurden unterbrochen. Zusätzlich belasten der Fachkräftemangel und die dadurch entstehenden hohen Auslastungen in Handwerksbetrieben die Branche.

Die Umsatzerlöse entwickelten sich nahezu planmäßig. Nachdem im Vorjahr aufgrund der Pandemie nur geringe Instandhaltungsaufwendungen angefallen waren, wurde ein Nachholeffekt für das Geschäftsjahr prognostiziert. Aufgrund von Kapazitätsengpässen bei den ausführenden Firmen wurden zwei Großinstandhaltungsmaßnahmen auf das Folgejahr verschoben. Im Bereich der Kleininstandhaltung wurden weniger Maßnahmen beauftragt, als zu Jahresbeginn erwartet, was im Wesentlichen auf die geringere Zahl von Wohnungswechseln zurückzuführen ist. Insgesamt ergeben sich daraus geringere Instandhaltungsaufwendungen.

Die Zinsaufwendungen sind im Vergleich zum Vorjahr vor allem durch Sondertilgungen und Umschuldungen bei anderen Kreditgebern gesunken. Durch günstigere Anschlussfinanzierungen konnten Einsparungen erzielt werden.

Das stark gestiegene Zinsniveau wirkte sich positiv auf die Barwertberechnung der Pensionsrückstellungen aus. Daraus ergibt sich eine erfolgserhöhende Abweichung des Jahresergebnisses von 0,6 Millionen Euro gegenüber den geplanten Personalkosten.

Durch die erläuterten Abweichungen weicht das Jahresergebnis positiv von der Planzahl ab.

Im Geschäftsjahr 2022 wurden insgesamt 432 neue Nutzungsverträge für Bestandswohnungen abgeschlossen, was einer Fluktuationsquote von 6,2 % entspricht (Vorjahr: 523 neue Nutzungsverträge; 7,5 % Fluktuation).

Zum 31.12.2022 sank die Zahl der leerstehenden Wohnungen gegenüber dem Vorjahr auf 181 (Vorjahr: 198). Davon standen am Stichtag 113 Wohnungen aufgrund zurzeit ausgeführter oder bevorstehender Modernisierungsmaßnahmen sowie des geplanten Abrisses leer. Für 62 Wohnungen gibt es bereits Anschlussverträge. Struktureller Leerstand ist nicht erkennbar.

PLAN 2022IST 2022IST 2021
Umsatzerlöse aus Mieten38,0 Mio. €37,9 Mio. €37,2 Mio. €
Instandhaltungsaufwendungen*12,4 Mio. €11,0 Mio. €11,2 Mio. €
Zinsaufwendungen3,5 Mio €3,3 Mio. €3,5 Mio. €
Jahresüberschuss6,4 Mio €9,0 Mio €7,5 Mio. €
*inkl. verrechneter eigener Leistungen

2. Wirtschaftliche Lage

20222021Veränderung
AKTIVA
Anlagevermögen einschließlich langfristiger RAP*376.638,0 T€96,1 %361.018,7 T€96,2 %15.619,3 T€
Umlaufvermögen langfristig895,1 T€0,2 %971,2 T€0,3 %- 76,1 T€
Umlaufvermögen kurzfr. einschl. kurzfr. RAP*14.381,6 T€3,7 %13.040,1 T€3,5 % 1.341,5 T€
Gesamt391.914,7 T€100,0 %375.030,0 T€100,0 %16.884,7 T€
PASSIVA
Eigenkapital170.024,4 T€43,4 %161.512,7 T€43,1 %8.511,7 T€
Rückstellungen und Fremdkapital langfristig203.166,7 T€51,8 %198.848,2 T€53,0 %4.318,5 T€
Rückstellungen, Fremdkapital und RAP* kurzft.18.723,6 T€4,8 %14.669,1 T€3,9 %4.054,5 T€
Gesamt391.914,7 T€100,0 %375.030,0 T€100,0 %16.884,7 T€

*Rechnungsabgrenzungsposten

2.1 Vermögenslage

Die Genossenschaft verfügt über geordnete Vermögensverhältnisse und eine solide Kapitalstruktur. Wie in den Vorjahren haben die Investitionen in den eigenen Immobilienbestand und deren Finanzierung maßgeblichen Einfluss auf die Vermögensstruktur. So resultiert der größte Teil des Vermögenszuwachses aus Investitionen in das Anlagevermögen in Höhe von rund 15,6 Millionen Euro. Die Investitionen wurden vor allem in den Gebäudebestand getätigt und zu einem großen Teil durch Eigen- und langfristiges Fremdkapital finanziert. Die Investitionen im Rahmen der Vollmodernisierung und energetischen Modernisierung des genossenschaftlichen Wohnungsbestandes beliefen sich auf rund 10,7 Millionen Euro.

Für die fast abgeschlossene Quartiersentwicklung Bürgerweide/Hinrichstenstraße wurden rund 13,0 Millionen Euro für Neubaumaßnahmen aufgewendet.

20222021Veränderung
I. LAUFENDE GESCHÄFTSTÄTIGKEIT
Cashfow nach DVFA/SG1)
18.846,7 T€17.908,9 T€937,8 T€
Cashfow aus laufender Geschäftstätigkeit
23.656,7 T€20.496,3 T€3.160,4 T€
II. INVESTITIONSBEREICH
Cashfow aus Investitionstätigkeit-24.100,2 T€-14.586,3 T€- 9.513,9 T€
III. FINANZIERUNGSTÄTIGKEIT
Cashfow aus Finanzierungstätigkeit785,7 T€-6.193,0 T€6.978,7 T€
ZAHLUNGSWIRKSAME VERÄNDERUNG DES
FINANZMITTELBESTANDS
342,2 T€-283,0 T€625,2 T€
IV. FINANZMITTELFONDS
Zahlungswirksame Veränderung des Finanzmittelbestands
342,2 T€-283,0 T€625,2 T€
Finanzmittelbestand am 31.12.2021/2020
607,8 T€890,8 T€-283,0 T€
FINANZMITTELBESTAND AM 31.12.2022/2021950,0 T€607,8 T€342,2 T€
CASHFLOW nach DVFA/SG nach planmäßiger Tilgung
(Wohnungswirtschaftlicher Cashfow)
8.712,2 T€8.155,3 T€556,9 T€

1) DVFA/SG: Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V./Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.

Im Rahmen von Bauvorbereitungskosten für das neue Quartiersentwicklungskonzept Sentastraße/Ortrudstraße/Lohkoppelstraße wurden im Jahr 2022 bereits rund 0,7 Millionen Euro investiert. Zusammen mit weiteren Investitionen in das Anlagevermögen von 0,7 Millionen Euro standen den Gesamtinvestitionen von insgesamt etwa 25,1 Millionen Euro lineare Abschreibungen in Höhe von 9,5 Millionen Euro gegenüber.

Die Veränderungen im Bereich der langfristigen Rückstellungen und des Fremdkapitals mit langen Laufzeiten beinhalten eine Erhöhung des Darlehensbestandes um rund 4,0 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr wurden neue Darlehen in Höhe von rund 14,4 Millionen Euro zur Finanzierung der Investitionen in Bestand und Neubau aufgenommen. 10,1 Millionen Euro wurden für die planmäßige Tilgung aufgewendet. Außerplanmäßige Rückzahlungen erfolgten in Höhe von rund 11,5 Millionen Euro, die in gleicher Höhe refinanziert wurden. Ein Tilgungszuschuss der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde in Höhe von 0,3 Millionen Euro gewährt.

Die Zuführung zu den Pensionsrückstellungen wurde gegenüber dem Vorjahr um rund 0,3 Millionen Euro reduziert. Dies ist auf den Anstieg der Referenzzinssätze der Deutschen Bundesbank zurückzuführen, die die Berechnung der Rückstellungszuführung begünstigt haben.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde die Zwischenfinanzierung, die der kurzfristigen Finanzierung der Neubautätigkeit während der Bauphase diente, vollständig zurückgeführt bzw. in ein langfristiges Darlehen umgeschuldet. Die freie Kreditlinie beträgt weiterhin 10,0 Millionen Euro und steht damit wieder in voller Höhe zur Verfügung.

Der Anstieg des kurzfristigen Fremdkapitals und der kurzfristigen Rückstellungen resultiert im Wesentlichen aus dem Anstieg der erhaltenen Anzahlungen. Bei den Veränderungen handelt es sich um noch abzurechnende Heiz- und Betriebskosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro sowie um Rückstellungen und kurzfristige Verbindlichkeiten aus der Bautätigkeit in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Das Jahresergebnis wurde in die Gewinnrücklagen eingestellt, was maßgeblich zu einer Erhöhung des Eigenkapitals um rund 8,5 Millionen Euro beigetragen hat.

Die Eigenkapitalquote der Genossenschaft hat sich durch die Zuführung von Eigenkapital, die stetige Tilgung von Verbindlichkeiten und die stabilen Jahresüberschüsse auf 43,4 % erhöht und liegt damit um 0,3 % über dem Vorjahr.

Im Rühmt: Ein gelungenes Projekt einer energetischen Sanierung

2.2 Finanzlage

Die finanzielle Entwicklung der Hanseatischen Baugenossenschaft Hamburg eG wird anhand der Kapitalflussrechnung auf Seite 25 dargestellt. Sie zeigt die Zahlungsströme des Geschäftsjahres und gibt Auskunft darüber, wie die finanziellen Mittel der Genossenschaft erwirtschaftet und für Investitions- und Finanzierungsmaßnahmen verwendet wurden. Die Finanzlage der Genossenschaft ist geordnet, die Kapitalstruktur solide.

Der Vergleich der oben dargestellten Ergebnisse der Kapitalflussrechnung zeigt, dass die im Geschäftsjahr erwirtschafteten Finanzmittel, die als Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit ausgewiesen werden, direkt wieder in Investitionen zur Entwicklung des genossenschaftlichen Bestandes und Vermögens fließen. Es wird eine Differenz in Höhe von rund 0,4 Millionen Euro deutlich, die auf die aktuelle Bautätigkeit in diesem Geschäftsjahr zurückzuführen ist. Diese wird durch Einzahlungen von Genossenschaftsanteilen und Mittelzuflüssen in Form von Baukostenzuschüssen der IFB in Höhe von rund 0,8 Millionen Euro nicht nur gedeckt, sondern erhöht den Finanzmittelbestand zusätzlich.

Der Genossenschaft steht weiterhin ein flexibel nutzbarer Kreditrahmen in Höhe von 10,0 Millionen Euro zur Zwischenfinanzierung von Investitionen zur Verfügung. Dies schafft die Möglichkeit, die für den Geschäftsbetrieb erforderliche Liquidität bedarfsgerecht zu steuern. Das Finanzmanagement ist somit in der Lage, die fristgerechte Erfüllung sämtlicher Zahlungsverpflichtungen sicherzustellen, ohne auf spezielle Finanzinstrumente zurückgreifen zu müssen.

Zum Stichtag 31.12.2022 übersteigen die kurzfristigen Verbindlichkeiten zwar die kurzfristigen Forderungen und liquiden Mittel um rund 4,3 Millionen Euro, diese sind jedoch vollständig durch die oben genannte Kreditlinie gedeckt. Die Genossenschaft ist somit jederzeit zahlungsfähig.

Im Geschäftsjahr 2022 mussten gegenüber dem Vorjahr 0,1 Millionen Euro weniger Zinsen für Fremdkapital gezahlt werden. Außerdem blieb der günstige Zinssatz für das durchschnittlich gebundene Fremdkapital mit 1,7 % auf Vorjahresniveau (Vorjahr: 1,7 %). Dies ist der positive Effekt von bereits in Vorjahren abgeschlossenen Verträgen zu günstigen Darlehenskonditionen, deren Auszahlungen im Geschäftsjahr erfolgten. Währungsrisiken bestehen keine.

2.3 Ertragslage

20222021Veränderung
Hausbewirtschaftung+9.838,4 T€+8.387,3 T€+1.451,1 T€
Betreuungstätigkeit-4,8 T€-5,6 T€+0,8 T€
Bautätigkeit-21,2 T€-52,9 T€+31,7 T€
Sonstiger Geschäftsbetrieb-661,4 T€-546,7 T€-114,7 T€
Finanzergebnis-133,0 T€-138,3 T€+5,3 T€
Neutrales Ergebnis+44,6 T€-203,5 T€+248,1 T€
Jahresergebnis vor Steuern+9.062,6 T€+7.440,3 T€+1.622,3 T€
Ertragsteuern-65,3 T€+10,1 T€-75,4 T€
JAHRESÜBERSCHUSS+8.997,3 T€+7.450,4 T€+1.546,9 T€

Wie auch in den Vorjahren wurde das Jahresergebnis maßgeblich und branchentypisch durch die Hausbewirtschaftung erzielt. Die Steigerung des Ergebnisses aus der Hausbewirtschaftung um 1,5 Millionen Euro resultiert im Wesentlichen aus der Vollauswirkung der im Vorjahr zugegangenen Sollmieten der Neubau- und Modernisierungsobjekte und aus Neuvertragsmieten des Geschäftsjahres. Zusätzlich wirkten sich die stark gestiegenen Energiekosten, insbesondere für die Beheizung unserer Objekte mit Fernwärme oder über Blockheizkraftwerke aus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Erlöse aus der Betriebs- und Heizkostenabrechnung um rund 2,5 Millionen Euro. Für die im Folgejahr abzurechnenden Heiz- und Betriebskosten wurden rund 2,1 Millionen Euro mehr aufgewendet.

Die im Geschäftsjahr beobachteten extremen Kostensteigerungen für Heizenergie hatten keine Auswirkungen auf unsere gasversorgten Objekte, da bereits in Vorjahren langfristige Verträge bis Ende 2024 abgeschlossen wurden.

Die durchschnittlichen Erträge aus Nutzungsgebühren, einschließlich Zuschüssen der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) pro m² Wohnfläche, stiegen im Vergleich zum Vorjahr von 6,79 Euro auf 6,89 Euro 2022. Die jährlichen Instandhaltungsaufwendungen pro m² Wohn- und Nutzfläche blieben mit 20,88 Euro annähernd auf dem Niveau von 2021 (21,24 Euro).

3. Prognose, Chancen und Risikobericht

3.1 Chancen und Risiken

Das Risikomanagement ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenssteuerung, um Chancen, Risiken und deren finanzielle Auswirkungen frühzeitig zu identifizieren. Aus diesem Grund ist bei der HBH ein Risikofrüherkennungssystem installiert. Es wird stets aktualisiert und deckt alle unternehmensrelevanten Bereiche ab. Auf diese Weise sind der Fortbestand, die Zahlungsfähigkeit und eine stabile Vermögensstruktur der Genossenschaft gewährleistet.

Die Einhaltung der gesetzlichen und satzungsgemäßen Verpflichtungen der Geschäftsführung und der internen Leistungsbereiche wird laufend überwacht und analysiert. Durch diese Prozesse kann möglichen Risiken frühzeitig entgegengewirkt werden. Angemessener Versicherungsschutz, Funktionstrennung und die IT-Planung spielen bei der Risikominimierung ebenfalls eine erhebliche Rolle. Der Datenschutz unterliegt dabei den Vorgaben der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung.

Als fortlaufender Prozess ist das Risikomanagement fest in die Geschäftsprozesse eingebunden. Monatliche Auswertungen und laufende Bestandsanalysen über die Entwicklung der Instandhaltungskosten, Mietrückstände und -ausfälle, Vermietbarkeit, Mietpreisgestaltung und Altersstruktur ergänzen den Gesamtüberblick. In den revolvierenden Planungs- und Prognoseprozess fließen identifizierte Chancen und Risiken kontinuierlich ein.

Die Auswirkungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine waren im Geschäftsjahr bereits spürbar, die zukünftige gesamtwirtschaftliche und immobilienwirtschaftliche Entwicklung ist jedoch nicht vollständig abschätzbar. Stark gestiegene Energiekosten, Lieferkettenprobleme und Verbraucherpreise haben sich nach der Pandemie durch dieses Ereignis zusätzlich verschärft. Die Europäische Zentralbank versucht, mit einer Erhöhung des Leitzinses auf die stark gestiegene Inflation zu reagieren, um Preisstabilität zu gewährleisten. Dies führt bei aktuellen Kreditabschlüssen zu höheren Zinsaufwendungen.

Auch in unserer Genossenschaft haben die Ereignisse im Jahr 2022 Spuren hinterlassen: So sind die Mietrückstände deutlich gestiegen. Gründe hierfür sind die hohen Nachforderungen aus den Heizkostenabrechnungen, die zu einer Erhöhung der Wohnnebenkosten geführt haben, und der allgemeine Anstieg der

Verbraucherpreise, die unsere Mitglieder stark belasten. Zur Verbesserung der finanziellen Situation der Mitglieder wurden deshalb vielfach Ratenzahlungsvereinbarungen geschlossen. Die Mietausfallquote ist dabei zwar von 0,2 % im Vorjahr auf 0,5 % im Geschäftsjahr gestiegen, aber noch weit von einem kritischen Niveau entfernt. Da die langfristige Wirksamkeit der von der Regierung beschlossenen Maßnahmenpakete noch nicht absehbar ist, besteht das Risiko, dass es aufgrund der weiter steigenden finanziellen Belastungen der Haushalte zu weiteren Ausfällen kommen könnte.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen und mit Blick auf die Kapitaldienstbelastung müssen bei steigenden Zinsen die Wirtschaftlichkeit und Durchführbarkeit von geplanten Investitionsvorhaben neu ermittelt werden. Gleichzeitig kommen durch die Klimaziele der EU und das Pariser Klimaschutzabkommen neue Anforderungen auf die Genossenschaft zu.

So sind Kostensteigerungen aufgrund neuer Auflagen wie beispielsweise des hydraulischen Abgleichs und der zu planenden energetischen Optimierung bestimmter Gebäudeklassen zu erwarten. Stetig steigende Baukosten sind ein weiterer Faktor, der die Realisierbarkeit geplanter Bauvorhaben gefährdet.

Es ist davon auszugehen, dass es auch in Zukunft eine steigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum geben wird, schon allein um allgemeine Kostensteigerungen in den anderen Lebensbereichen zu kompensieren. Hinzu kommt die besondere Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum durch Schutzsuchende aus Kriegsgebieten, welche die Nachfragesituation auf dem bereits strapazierten Hamburger Wohnungsmarkt verschärft.

Dennoch bietet sich uns auch die Chance, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und unseren Mitgliedern energieeffiziente und kostensparende Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Zur Entwicklung einer Strategie hinsichtlich der Umsetzung der Klimaziele auf Unternehmensebene werden jährlich die CO2-Emissionen und Energieverbräuche ermittelt.

Um die Ziele im Zeitrahmen und kosteneffizient zu erreichen, wird fortlaufend die Strategie an die technischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten sowie die gesetzlichen und baurechtlichen Rahmenbedingungen angepasst.

Trotz der Einschränkungen und Herausforderungen wird die langfristige Vermietbarkeit des genossenschaftlichen Wohnungsbestandes der HBH als gesichert angesehen. Durch strategische Planung kann die Genossenschaft den Herausforderungen begegnen und wir werden unseren Mitgliedern ein sicheres und bezahlbares Zuhause bieten.

Um dem Anspruch auf attraktives und preiswertes Wohnen gerecht zu werden, setzen wir neben der Bestandspflege auf die Umsetzung umfassender Quartiersentwicklungskonzepte, die Modernisierung einzelner Wohnanlagen sowie auf Einzelmodernisierungen. Auch bieten notwendige Investitionen in die Optimierung der Gebäudesubstanz Möglichkeiten, um neue Technologien zu implementieren. Der Gebäudekonnektivität gehört die Zukunft.

Allerdings stößt das an Grenzen, wo soziale und städtebauliche Erhaltungsverordnungen den Bestandsschutz in den Vordergrund stellen.

Um attraktiven und preiswerten Wohnraum bereitstellen zu können, sind Förderprogramme der KfW und der IFB für uns als Genossenschaft essentiell. Darum ist eine langfristig verlässliche Förderpolitik unverzichtbar.

Die Einführung des neuen Kundenportals, das eine direkte und unkomplizierte Kontaktaufnahme sowie eine eigenständige Dokumentenverwaltung ermöglicht, bietet die Chance einer ressourcenschonenden Verwaltung. Interne Arbeitsprozesse werden dadurch optimiert und den Mitgliedern bietet das Kundenportal den Mehrwert, direkt auf wohnungsrelevante Dokumente zugreifen zu können.

3.2 Prognose

Im Bezirk Hamburg-Borgfelde wurde im Rahmen der Quartiersentwicklung der letzte Neubauabschnitt mit 56 Wohnungen – davon 35 öffentlich gefördert – fertiggestellt. Die Modernisierung des vorletzten Objektes wurde im Berichtsjahr abgeschlossen. Von den ursprünglich 42 Wohnungen stehen den Mietern durch Zusammenlegung nun 36 moderne Wohnungen zur Verfügung. Mit dem letzten Modernisierungsabschnitt mit 12 Wohnungen wurde im Geschäftsjahr begonnen. Die Quartiersentwicklung wird voraussichtlich im April 2023 abgeschlossen sein.

Die im Jahr 2020 begonnene Quartiersentwicklung in Barmbek-Süd, mit insgesamt 265 Wohnungen, schreitet sichtbar voran: Seit Januar 2023 werden die Bestandsgebäude für den ersten Neubauabschnitt abgerissen. Hier entstehen im Rahmen des Projekts 42 öffentlich gefördert Wohnungen. Dazu wird eine Tiefgarage gebaut. Die Fertigstellung des Neubaus ist für Ende 2024 geplant.

Durch die Quartiersentwicklung werden die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen, um die Wohn- und Lebensqualität in Barmbek-Süd zu verbessern. Hierfür werden frühzeitig die Bewohner des Quartiers in die Planungen eingebunden. Bereits bei der vorangegangenen Quartiersentwicklung hat sich gezeigt, dass die konstruktive Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner ein wichtiger Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung des Entwicklungskonzeptes ist.

Ebenfalls in Barmbek-Süd, in der Nähe unserer Geschäftsstelle, wurde im Geschäftsjahr eine, insgesamt 113 Wohnungen umfassende, energetische Modernisierungsmaßnahme begonnen. Der Abschluss der Maßnahme erfolgt im Frühjahr 2023.

In Oldenfelde wurde eine Wohnanlage mit 93 Wohnungen energetisch optimiert. Die Arbeiten erfolgten in zwei Abschnitten und wurden im März 2023 abgeschlossen.

Eine energetische Modernisierung findet auch bei 61 Wohnungen in Hamburg-Bergstedt statt. Eine neue Heizungsanlage war bereits 2021 installiert worden. Die Maßnahme kommt Anfang 2024 zum Abschluss.

Ein Modernisierungsfahrplan wurde in Bezug auf die CO2-Bilanzierung und die geplante EU-Gebäudeklassifizierung erstellt. Auch zukünftig spielt die energetische Optimierung unseres Wohnungsbestandes eine wichtige Rolle. Im Geschäftsjahr 2022 beliefen sich die Investitionen zur CO2-Reduzierung auf rund 25,0 Millionen Euro. Neben dem bestandsersetzenden Neubau und Vollmodernisierungsmaßnahmen, die ebenfalls das Ziel der CO2-Reduzierung haben, sind in den Gesamtinvestitionsvolumen Kosten für rein energetische Modernisierungen und Instandhaltung in Höhe von 6,9 Millionen Euro enthalten.

Ziel ist es, durch die energetische Optimierung des Wohnungsbestandes die Anforderungen der CO2-Bilanzierung und der zukünftigen EU-Gebäudeklassifizierung zu erfüllen. Für das Geschäftsjahr 2023 ist dafür ein Investitionsvolumen von rund 19,9 Millionen Euro geplant. Darin enthalten sind Kosten für rein energetische Maßnahmen in Höhe von 8,8 Millionen Euro. Wir sind der Überzeugung, mit diesen Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz und nachhaltigeren Bewirtschaftung leisten zu können.

Wir rechnen trotz Kapazitätsauslastungen bei den Handwerksbetrieben mit höheren Instandhaltungsaufwendungen, begründet durch eine höhere Auftragsvergabe und höhere Angebots-
preise. Im Jahr 2023 sind rund 13,9 Millionen Euro an Fremdkosten und Eigenleistungen als Instandhaltungsaufwendungen geplant.

Die Nachfrage nach Wohnraum in Hamburg wird angesichts des Wachstums der Metropolregion und der perspektivisch steigenden Nachfrage aufgrund der rückläufigen Neubautätigkeit im Immobiliensektor weiter zunehmen. Um unsere genossenschaftlichen Ziele erreichen zu können, gehen wir daher von steigenden Mieteinnahmen aus.

Die Finanzierung der Bauvorhaben erfolgt zu marktüblichen Kreditkonditionen. Unsere Planungsrechnungen und Kennzahlen geben wir an Kreditgeber wie Versicherungen oder Banken weiter. Diese werten die Unterlagen aus und orientieren sich darüber hinaus an gängigen Ratingmodellen, um ihr Ausfallrisiko zu ermitteln. Da die HBH keine speziellen Finanzierungsinstrumente einsetzt, bestehen in diesem Bereich keine Risiken. Im Ergebnis erhalten wir von den Kreditgebern optimale Zinskonditionen. Für die im Geschäftsjahr 2023 auslaufenden Zinsvereinbarungen wurden frühzeitig Anschlussfinanzierungen vereinbart. Unabhängig von unserer geplanten hohen Darlehenstilgung rechnen wir angesichts des Finanzierungsumfangs für unsere geplanten Investitionen im Jahr 2023 sowie des bereits gestiegenen Zinsniveaus mit steigenden Zinsaufwendungen.

Trotz der herausfordernden Marktbedingungen in der Wohnungswirtschaft erwarten wir auch für das kommende Geschäftsjahr ein positives Jahresergebnis.

Die hohe Unsicherheit bei der Einschätzung der Auswirkungen des Ukraine-Krieges sowie des weiteren Kriegsverlaufs auf die im Unternehmen beobachteten Kennzahlen kann zu einer negativen Abweichung dieser Kennzahlen führen.

Die einzelnen Planzahlen sind in der obenstehenden Tabelle aufgeführt.

Die in den Vorjahren sichtbar schneller werdende Veränderung unserer Arbeitswelt, begleitet durch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse und die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten, schreitet weiter stetig voran. Wir passen uns an diese Veränderungen an, um weiterhin als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und unseren Mitgliedern zusätzliche Dienstleistungen anbieten zu können. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen wir deshalb auf die Ausbildung junger Menschen in der Immobilienwirtschaft.

Plan 2023
Umsatzerlöse aus Mieten39,0 Mio €
Instandhaltungsaufwendungen*13,9 Mio €
Zinsaufwendungen3,2 Mio €
Jahresüberschuss5,5 Mio €

*inkl.. verrechneter eigener Leistungen

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Geschäftspartnern hat für uns einen hohen Stellenwert und bildet die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und arbeiten ständig daran, unsere Dienstleistungen auf höchstem Niveau zu halten und neue Möglichkeiten zu erschließen.

Hamburg, den 11. April 2023

Hanseatische Baugenossenschaft Hamburg eG 

DER VORSTAND

Kirsch            Paasch            Schubert